Amazon bekommt Zugriff auf Daten des nationalen Gesundheitssystems von Großbritannien. In Zukunft plant der britische Gesundheitsminister Matt Hancock einen Datenpakt mit Amazon. Die Entscheidung kommt überraschend, da der Minister letztes Jahr noch behauptete Alexa nicht nutzen zu wollen.
Fragen wie „Was sind Symptome von Migräne“, „Wie behandel ich Rückenschmerzen?“ oder „Was sind Symptome einer Depression?“ kann Alexa dem Bericht zufolge durch Datensätze des „National Health Service“ beantworten.
Kritiker schlagen bereits jetzt Alarm und sehen eine Datenkatastrophe kommen, weil nicht klar ist wie Amazon die Daten verarbeiten, speichern, analysieren und entsprechend wieder zurück an das Gesundheitssystem weiterleiten möchte. Eventuell recherchieren sie nach einer Krankheit und bekommen nach kurzer Zeit einen Vermerk in einer Akte ihrer Krankenkasse. Dementsprechend ist Empörung groß in Sozialen Medien. Dort kam auch die Frage auf, wie ein durch öffentliche Fördergelder finanziertes Projekt Zulieferer von Amazon werden kann.
Britisches Gesundheitssystem unter finanziellem Druck
Der von Mai 2010 bis Juli 2016 amtierende Premierminister des Vereinigten Königreichs, David Cameron wollte die Ausgaben im Gesundheitswesen von umgerechnet 115 Milliarden Euro pro Jahr bis 2015 um 18 Milliarden Euro senken und vor allem die Verwaltung umstrukturieren. Dadurch sollten 24.000 Arbeitsplätze abgeschafft werden. Das Gesetz soll mit speziellen Maßnahmen eine stärkere Konkurrenz von Staats- und Privatmedizin provozieren.
Amazons Strategie zielt auf Gesundheitssystem ab
Wer glaubt, dass dies eine einmalige Sache auf Seitens Amazon ist, der irrt. Professor Steve Galloway von der Universität New York hat schon 2018 vorausgesagt, dass Amazon das „am schnellsten wachsende Gesundheitsunternehmen der Welt“ werden werde. Er hatte auch den Kauf von „Whole Foods“ vorausgesehen – eine Supermarktkette die auf gesunde Lebensmittel setzt. Der Deal mit dem britischen Gesundheitssystem offenbart die neue globale Strategie von Amazon-Chef Jeff Bezos um ein weiteres Stück.
Voice Search angeblich die Zukunft
Auf offizieller Seite schreibt die britische Regierung, dass „Voice Search“ die Hälfte aller Suchanfragen im Jahr 2020 ausmachen wird und demnach weitere Gesundheitsdienste digitalisieren möchte. Auch ist unklar, ob es eine offizielle Ausschreibung für diesen Job gab. Britische Anbieter von Beratungsseiten zum Thema Gesundheit dürften sich Fragen, ob ihre Webpräsenz in Zukunft noch Ertrag bringen wird.
Bereits im Jahr 2014 behauptete Google, dass mehr als 55 Prozent unter Teenagern die Sprachsuche nutzen. Wie diese genau aussehen hat das Unternehmen nicht veröffentlicht. Die Zahlen dürften problematisch in der Schlussfolgerung sein, weil man versehentliche Anfragen oder einfache Sprachbefehle wie „Mach das Licht an“ dazuzählen kann. Bei Online-Marketing-Experten ist das Thema noch nicht der große Hebel, bekommt aber durch das populärer werdende Thema „Podcast“ zusätzlichen Wind.
Autor: Goran Majic